Strick– Art am Schlachtensee
Wenn man dieser Tage am S-Bahnhof Schlachtensee aussteigt, um sich an den Uferwegen des Schlachtensee zu erholen, stößt man an der großen Liegewiese auf Ungewöhnliches: Bunte Wollfäden verzieren die dortigen Parkbänke, linker und rechter Hand. Fußgänger wie Radfahrer, Kleine wie Große erfreuen sich über die Farbenpracht und den Blick auf das Alte, aus neuer Perspektive.
Perspektivwechses – Ein neues Gewand
Haben wir überhaupt schon jemals auf einer dieser Bänke gesessen? Viele Besucher gehen daran vorbei, gleich direkt die Stufen runter zum Wasser, an die kleinen Buchten. Joggen ihre gewohnten Runden, im Winter mit Hund oder fläzen einfach mit Handtüchern auf dem Rasen. Besucher älteren Jahrgangs hingegen sitzen gerne auf diesen Bänken beidseits der Wiese und beobachten das Treiben. Besonders im Sommer ist hier viel los, ein echt gewordenes Wimmelbild, oftmals mit wachsamen Polizisten am Zebrastreifen, mit genügsamen Obdachlosen im Schatten und Jugendlichen mit gekühltem Bier.
In Gedenken an ihre Großmutter
Jetzt hat die Liegewiese ein neues Gewand, mal sehen wie lange es das Publikum und Wetter überdauert. Wer genau hinschaut, entdeckt ein DIN A4 Blatt in Folie an einem der Bäume mit einer Erklärung: Vor gut sechs Jahrzehnten kam B.K. an den Wochenenden mit ihrer Großmutter an diesen Ort zum Erholen, von Schöneberg aus mit der S-Bahn. Sie liebt diesen Ort bis heute, an dem die Großmutter auf der Parkbank Zeitung las und sie selbst als Kind im umliegenden Gebüsch spielte. Mit der Strickhülle für die Parkbänke möchte B.K. dem Ort etwas wieder geben und zur positiven Veränderung beitragen.
Wir möchten B.K. dafür danken, dass sie uns auf diese wundervollen Strick – Art und Weise, in Gedenken an ihre Großmutter daran erinnert, dass alles vergänglich ist.
Text und Fotos: Sandy Bossier-Steuerwald