10 Fragen an… Eva-Maria Krüger
Eva-Maria Krüger (55) führt seit 1987 gemeinsam mit ihrem Mann Michael die Blau- und Zeugdruckerei Krüger. Mit 18 lernte sie ihn in ihrem Heimatbezirk Karlshorst kennen, wo schon ihre Mutter eine Blaudruckerei besessen hatte (Enteignung ’79). Eva-Maria und Michael konnten nach Repressalien in der DDR endlich ’86 nach West-Berlin ausreisen. Kaum angekommen, begann das Ehepaar mit dem Blaudruck auf der Domäne Dahlem, seit 2012 führen sie das Familienunternehmen in der Ladenstraße Onkel Toms Hütte.
Den Beruf des Blaudruckers gibt es seit den ’50er Jahren nicht mehr, Eva-Maria hat ursprünglich Textiltechnikerin, Michael Schlosser gelernt. Das traditionsreiche Handwerk existiert heute nur noch fünf Mal in Deutschland und es läuft ein Antrag, um es bei der UNESCO als Weltkulturerbe anerkennen zu lassen. Im Sommer diesen Jahres kommt der Film „The Lake“ vom Regisseur Steven Quale (Titanic, Avatar) ins Kino. Die Blau- und Zeugdruckerei Krüger stattete die Schauspieler, die eine serbische Bevölkerung auf dem Land darstellen, mit authentischen Stoffen aus.
- Das muss man in Zehlendorf gesehen haben… Der Botanische Garten ist ein Knüller! Die ganze Anlage versetzt einen raus aus der Stadt, in eine andere Welt.
- Mein Geheimtipp für einen Dienstleister in Zehlendorf ist… Die Änderungsschneiderei von Yusuf Aldemir schräg gegenüber. Das türkische Ehepaar ist eine richtige Institution im Kiez, alte Zehlendorfer. Da gehen wirklich alle hin, obwohl die Schneiderei ganz unscheinbar ist!
- Mein Geheimtipp für einen Einzelhändler in Zehlendorf ist…Die kleine Schokolaterie Doçura im S-Bahnhof Mexikoplatz. Die haben wirklich süße Sachen, sehr individuell, klein, nett.
- Mein Lieblingsrestaurant in Zehlendorf ist… The Sixties Diner ist ein netter Laden, weil das Personal flott und das Essen immer gut ist. Es hat außerdem eine schöne Atmosphäre wegen dem 60er Jahre Stil… Die haben übrigens auch gutes Frühstück, alles amerikanisch mit üppigen Portionen.
- Mein Lieblingsbäcker in Zehlendorf ist… schwierig, ich kaufe in verschiedenen Bäckereien ein. Von Dahlem bis zum Onkel Tom Kiez gibt`s leider keinen wirklich guten Bäcker, der mir einfällt. Da muss man schon nach Ostberlin fahren, um Einen zu finden, der ohne Teiglinge backt.
- Was gibt’s es in Zehlendorf, was es woanders nicht gibt? Der Bezirk hat sich gottseidank noch eine gewisse Idylle erhalten, vom Thielpark bis Botanischen Garten, es gibt etliche Parks mit guter Luft zum Spazieren. Bedingt durch den Luftstrom gen Norden, übrigens.
- Von diesem Ereignis in Zehlendorf werde ich noch meinen Enkeln erzählen… Von 1987 bis 2012 waren mein Mann und ich mit der Blaudruckerei auf der Domäne Dahlem ansässig. Unsere Töchter sind dort quasi groß geworden! Es war bis 2009 ein Kleinod, ein musealer Handwerkshof mit agrarhistorischen Hintergrund, bis der große Knall mit Stiftungsgründung kam.
- An diesem Ort sollte die Stadt Berlin in Zehlendorf investieren, weil… Es wäre wünschenswert, wenn die Ladenstraße mehr Unterstützung bekommen würde. Es ist nun mal ein schöner, historischer Ort, der in Zeiten von „Truman Plaza“ schwer zu beleben ist.
- Hier kann man sich in Zehlendorf auch nach 21 Uhr gut und gerne aufhalten…In meinem Lieblingslokal direkt neben dem S-Bhf. Lichterfelde West Macedonia. Da kann man an Sommerabenden nett draußen sitzen und hat einen schönen Blick auf den alten Marktplatz.
- Wenn ich eine Person, Sache oder Örtlichkeit nach Zehlendorf zaubern könnte, wäre das… Die alten Museen, die nach Mitte ausgelagert wurden, bspw. die alte Gemäldegalerie oder das Museum für deutsche Volkskunde, die fehlen mir.
Interview & Fotos für www.zehlendorf.de 2016: Sandy Bossier-Steuerwald