Entspanntes Einkaufen in der Breisgauer Straße
Unser herbstlicher Kiezspaziergang 2015 beginnt am Guernicaplatz, wo seit 1998 Informationstafeln an die Opfer von Guernica im spanischen Bürgerkrieg 1937 erinnern. An der Spanischen Allee Ecke Breisgauer Straße treffen wir Susanne, die seit knapp zwei Jahren mit ihrem Mann und zwei Kindern in dem angrenzenden Häuserkomplex aus den 30er Jahren wohnt.
„Schon bevor wir hier eingezogen sind, kannten wir drei Familien mit Kindern, die besonders den großen, in sich abgeschlossenen Innenhof zum Freispiel schätzen. Insgesamt leben hier an die 40 Kinder in 50 Wohneinheiten!“ Als erste persönliche Entdeckung empfiehlt Susanne den Friseur Schnittpunkt in der Breisgauer 31. Seit zwei Jahren wird sie von der Geschäftsführerin Sina Kriese beraten: „Sie macht immer einen guten Schnitt. Aber man muss einen Termin machen, denn es ist kein 10-Euro-Frisör!“
Hier leben 40 Kinder in 50 Wohneinheiten
Zuvor hatte Susanne acht Jahre in Zehlendorf Mitte gewohnt. Wie viele der benachbarten Familien im Schlachtensee Kiez, schätzt sie die entspannten Einkaufsmöglichkeiten: „Im Vergleich zum Teltower Damm ist es hier ruhiger, das Verkehrsaufkommen ist geringer. Es gibt sowohl große Ketten wie DM und Edeka als auch kleine, individuelle Läden. Somit bekommt man alles für den täglichen Bedarf!“
Früher Pralinen – Heute shabby chic
Das überzeugte auch Maria Polido, Geschäftsführerin von Sapataria, die sich vor rund einem Jahr für die Breisgauer 4 entschied: Wo einst Hachez Pralinen in dunkelbraunen Regalen lagerten, finden Kunden heute Schuhe, Accessoires, Lebensmitteln und Kosmetik. Maria Polido hat das alte Interieur im Laden gelassen, nur die dunkelbraune Regalbeschichtung abgerissen. Die sich darunter befindlichen türkisfarbenen Lackreste, schaffen eine angenehme Mischung von alt und neu, shabby chic ist in. „Manche Kunden kommen nur vorbei, um mal einen Kaffee zutrinken. Man kennt sich,“ kaum hat Maria Polido den Satz beendet, betritt eine Bekannte mit zwölfjährigem Sohn den Laden: „Robin hat Herbstferien und braucht dringend neue Blundstones (Schuhe)…!“
Regionale Produkte zum Mittagstisch
Wir hingegen kehren in den Q-Regio-h.o.f.laden ein, schräg gegenüber in der Breisgauer 1A. Zum heutigen Mittagstisch gibt es heute „Hähnchen Curry Suppe“, die sich gegen 13 Uhr dem Ende neigt. Die Nachfrage ist groß. Die Kundschaft ist per „Du“ und ebenso bunt gemischt, wie das Angebot an regionalen Produkten von Höfen und Manufakturen rund um Berlin: Es gibt Neue Äpfel und Rotkohl aus Derwitz wie Wild aus der Schorfheide, Kürbisse vom Ökohof Siebert wie frische Schafsmilch auf Bestellung.
Schlachtensee Kiez als neue Heimat
Bei gebackener rote Beete aus dem Bioland Teltow und einem original Berliner Cidre erzählt Susanne, dass sie bei ihrem Mann viel Überzeugungsarbeit leisten musste, bis er sich mit dem Schlachtensee Kiez als Wohnort anfreundete: „Er hatte Angst, dass es hier draußen zu langweilig ist, zu glatt, zu viel heile Welt. Mittlerweile freut er sich, so nah an der Havel zu wohnen. Da fährt er öfters abends nochmal hin, um vom stressigen Arbeitstag abzuschalten!“
Eine Buchhandlung zum Verweilen
Unser Herbstspaziergang endet in der Altvaterstraße 2, direkt am S-Bahnhof Schlachtensee. In der kleinen Buchhandlung von Markus Blankenburg erkundigt Susanne sich nach „Funklerwald“, einer Tierparabel für Kinder. Auch wenn der Chef „nur ungern bei Verlagen bestellt, die uns kleine Buchhandlungen so hängen lassen,“ wird er in diesem Fall eine Ausnahme machen und das Buch ins Sortiment aufnehmen. „Funklerwald“ versucht Kindern Fremdenfeindlichkeit zu erklären, das überzeugt. Und während Susanne sich auf den Weg macht, um ihre Kinder abzuholen, stöbern wir noch ein bisschen weiter in Neuerscheinungen und Romanen, Sachbüchern und Biographien.
Interview, Text und Fotos: Sandy Bossier-Steuerwald